Als Kinder waren viele von uns zum Pfandflaschen sammeln unterwegs, um sich das Taschengeld aufzubessern. Heute sieht man professionelle Pfandsammler mit Säcken bewaffnet auf Festivals und größeren Events. Bares Geld liegt unter Parkbänken oder in Mülleimern versteckt. Doch ist Flaschen sammeln überhaupt legal und wie viel Geld kann der Job einbringen?
Kann man wirklich mit Flaschen sammeln Geld verdienen?
Pfandsammler sind aus unterschiedlichen Gründen unterwegs. Die Aufbesserung von Hartz IV, Rente oder Niedriglöhnen zählen zu den häufigsten Beweggründen, sich auf die Suche nach Flaschen, die andere Passanten achtlos weggeworfen haben zu machen.
Für Geringverdiener ist Flaschensammeln zu einem notwendigen Nebenerwerb geworden. Nicht wenige unter ihnen sichern damit ihre Existenz. Ein Vorteil ist, dass sofort Bargeld fließt, wenn genügend Flaschen zusammengekommen sind. Dies ist für Menschen mit negativem Kontostand überlebenswichtig.
Auch die Suche nach einer sinnvollen Tätigkeit und Bewegung an frischer Luft können Menschen zu Flaschensammlern werden lassen.
Was lässt sich je Pfandflasche verdienen?
Bei der Frage, ob sich Flaschen sammeln finanziell lohnen kann, werfen wir zunächst einen Blick auf die verschiedenen Arten von Flaschen und deren Vergütung.
Es gibt zwei Arten von Getränkeverpackungen: Mehrweg- und Einwegverpackungen. Auf Mehrwegflaschen muss immer Pfand gezahlt werden, egal ob sie aus Glas oder Kunststoff sind. Auf Einwegflaschen wird nur Pfand erhoben, wenn sie Bier, Mineralwasser, Erfrischungsgetränke oder alkoholisierte Mischgetränke enthalten. Das Pfand beträgt hier 8 bis 25 Cent pro Flasche.
Art der Flasche 🍾 | Pfandbetrag 💰 |
Mehrweg-Bierflasche aus Glas (alle Größen) | 8 Cent |
Mehrweg-Bierflasche mit Bügelverschluss | 15 Cent |
Mehrweg-Mineralwasserflasche (Glas oder PET) | 15 Cent |
Mehrwegflaschen für Saft oder Softdrinks | 15 Cent |
manche 1,0-Liter-Weinflaschen | 2 oder 3 Cent |
alle Einwegflaschen und –dosen | 25 Cent |
Mit der nötigen Ausdauer und dem Aufsuchen geeigneter Örtlichkeiten lässt sich mit Flaschen sammeln durchaus ein kleines, regelmäßiges Nebengewerbe aufbauen. Vom Flaschen sammeln leben können allerdings die wenigsten.
Dass es aber auch anders geht, zeige ich im nächsten Absatz ⬇️
Beispiele professioneller Flaschensammler
Auf Instagram gibt es Accounts von Leuten, die regelmäßig Pfandflaschen sammeln. Nicht weil sie es zwingend müssen, sondern weil es sich bei ihnen anbietet und sie sich dafür nicht zu schade sind.
Und nicht nur das, sie gehen sogar noch einen Schritt weiter und investieren das Pfandgeld!
Beispielhaft möchte ich hier von meinem Lieblingsaccount berichten, dem Pfandabaer. Er läuft täglich zur Arbeit und kommt dabei auf seinem Weg durch einen größeren Park. Dort sammelt er dann einfach fleißig das auf, was andere einfach liegen lassen.
So kommen jeden Monat 20 – 50 Euro zusammen. Alle Einnahmen werden in seinem Insta-Account dokumentiert.
Aber dabei bleibt es nicht, denn er geht noch einen wichtigen Schritt weiter: Das gesammelte Pfandgeld wird per Sparplan in Aktien investiert, die regelmäßig Dividende zahlen. So erwächst aus Pfandflaschen ein immer größeres Depot, mit immer höheren Dividendeneinnahmen, die zusätzlich und ohne Arbeit für einen völlig passiven Geldstrom sorgen.
Lesetipp: Mit Dividenden Geld verdienen
Aber damit nicht genug. Im Jahr 2022 hat er angefangen, das Geld in ein Balkonkraftwerk, also eine Photovoltaikanlage, zu investieren. Auch hier wird nun bis in kleinste Detail jede generierte kWh dokumentiert und so die Rendite errechnet.
Müssen Flaschensammler Steuern zahlen?
Grundsätzlich sind alle Einnahmen steuerfrei, welche den jährlichen Grundfreibetrag von 9.984 Euro (2022) nicht übersteigen. Liegen die Einkünfte aus dem Flaschenpfand unter dieser Summe und bestehen ansonsten keine weiteren Einnahmen, bleibt die Tätigkeit steuerfrei (1).
Tipp: Um den angegebenen Freibetrag zu überschreiten, müssten insgesamt 39.936 PET-Flaschen pro Jahr gesammelt werden. Dies entspricht einer täglichen Ausbeute von etwa 110 Flaschen mit 25 Cent Pfand. Bei Bierflaschen müssten sogar knapp 342 pro Tag gesammelt werden.
Wird aufgrund weiterer Einkünfte der Grundfreibetrag überschritten, bleibt das Flaschensammeln weiterhin steuerfrei, wenn pro Jahr weniger als 256 Euro eingenommen werden.
Ist Flaschen sammeln ein Beruf?
Rechtlich gesehen ist Flaschen sammeln kein anerkannter Beruf. Das Sammeln von Flaschen wird den „sonstigen Einkünften“ angerechnet, nachzulesen im Einkommenssteuergesetz (EStG, § 22 Nr.3). Damit werden Pfandsammler vor dem Gesetz mit den Einnahmen aus Renten, Privatverkäufen oder Unterhalt gleichgesetzt.
Wo lohnt sich das Flaschen sammeln?
Wer damit beginnt, Flaschen zu sammeln, wird schnell herausfinden, wo sich in seiner Stadt die bevorzugten Plätze dafür finden lassen. Eine belebte Innenstadt ist an einem warmen Sommertag ein lukrativer Ort, um fündig zu werden.
Generell gelten folgende Örtlichkeiten unter Flaschensammlern als begehrt:
- Parks
- Grünanlagen
- Wanderwege
- Rastplätze
- Badeseen
- Großveranstaltungen
- Open-Air-Konzerte
- Fußballspiele
Parks und Grünanlagen sind im Sommer meist überlaufen und niemand kommt ohne ein erfrischendes Getränk aus. Die meisten Pfandflaschen werden nicht achtlos weggeworfen, sondern in den dafür vorgesehenen Behältnissen entsorgt. Flaschensammler dürfen daher keine Scheu besitzen. Es ist unumgänglich, in Abfallbehältern und Mülltonen auf die Suche nach Flaschen zu gehen.
Rastplätze entlang der Wanderwege, sowie Spielplätze und Badeseen sind an warmen Tagen ebenfalls stark frequentiert. Großveranstaltungen ziehen Flaschensammler magisch an. Hier lassen sich definitiv die meisten Einnahmen erzielen. Auf Konzerten und Festivals wird viel getrunken. Die Wahrscheinlichkeit, dass Pfandflaschen achtlos liegengelassen werden, ist hoch. Wer sich hier mit einem Müllsack bewaffnet, wird schnell fündig und kann dutzende Flaschen sammeln.
Wer mit dem Sammeln von Flaschen wirklich Geld verdienen möchte, darf nichts dem Zufall überlassen. Einfach ziellos in der Stadt unterwegs zu sein, wird nur wenig Erfolge versprechen. Daher macht es Sinn, die Route sorgfältig zu planen, einige der genannten „Hotspots“ mit einzubinden und auch eine Annahmestelle anzusteuern. Dann können die Flaschen sofort abgeliefert werden und man wird mit Bargeld belohnt.
Wie viel Geld lässt sich mit Flaschen sammeln einnehmen?
Den Verdienst für das Sammeln von Flaschen haben wir bereits genannt. Jeder kann sich selbst ausrechnen, dass einiges an Arbeit notwendig sein wird, um ein passables Einkommen zu erzielen.
Dennoch sind dem Flaschensammeln keine Grenzen gesetzt. Das beweisen jedes Jahr aufs neue Flaschensammler auf Großveranstaltungen wie Rock am Ring. Dort erzielen fast schon professionell aufgestellte Sammler Tagesbeträge von mehreren tausend Euro.
Im Normalfall wird das Sammeln von Leergut in Deutschland niemand reich machen. Flaschensammler, die täglich ihre Runde durch die belebte Innenstadt machen, winken monatlich etwa 100 bis 150 Euro.
Damit ist ein kleiner Nebenverdienst gesichert. Viele Rentner oder Sozialhilfeempfänger schaffen sich durch das Flaschensammeln eine sinnvolle Aufgabe, die an eine reguläre Arbeit erinnert. Dies bewahrt nicht wenige Menschen vor Einsamkeit und sozialer Isolation.
Nehmen Supermärkte die gesammelten Flaschen ohne Einschränkungen ab?
Die Rücknahme von Pfandflaschen ist in Deutschland natürlich gesetzlich geregelt. Es gibt, wie schon erwähnt, zwei Arten von Pfandflaschen: Einweg und Mehrweg.
Einwegpfand-Verpackungen sind meistens Dosen oder Plastikflaschen mit einem Pfandsymbol und einem Barcode. Sie müssen bei jedem Händler zurückgenommen werden, der solche Verpackungen verkauft oder im Sortiment hat. Das gilt auch für beschädigte oder verschmutzte Verpackungen. Der Pfandbetrag beträgt hier meist 25 Cent pro Verpackung.
Mehrwegpfand-Flaschen sind dagegen Glasflaschen oder dickere Plastikflaschen ohne Barcode. Sie müssen nur bei dem Händler zurückgenommen werden, der die gleiche Marke oder das gleiche System anbietet. Das heißt, Du kannst zum Beispiel eine Coca-Cola-Glasflasche (gekauft bei REWE oder Edeka) nicht bei einem Discounter wie Lidl oder Aldi abgeben, weil diese nur Plastikflaschen im Sortiment haben.
Profi-Sammler, mit besonders großen Mengen, vereinbaren schon vorher mit den Händlern Termine für die Rücknahme. Das verhindert, dass der Pfandflaschenautomat ewig für normale Kunden blockiert wird und sorgt auch dafür, dass genug Geld zur Auszahlung des Pfandbetrags vorhanden ist.